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Annelie Schober

Unglück - Die andere Seite von Glück




Nachdem ich nun über eine Woche ohne Telefon auskommen musste, ist mir erneut einiges klar geworden. Klarheit ist ein Attribut, welches ich sehr schätze. Direktheit und Klarheit.


Auch wenn ich mein Telefon selbst mehr oder weniger ertränkt habe, war es doch ein Geschenk, welches ich mir selbst gemacht habe. Die ersten beiden Tage ohne Anbindung an die gewohnte Kommunikation hat mich sehr frustriert. Es kamen viele Ängste auf, die ich so nicht kannte: Was ist, wenn jemand ins Haus einbricht und ich niemanden anrufen kann? Was ist, wenn ich einen Unfall habe? Was ist, wenn ich in einer Notsituation bin und niemanden um Hilfe bitten kann? Ich habe in den handylosen Tagen meine Gedanken observiert und die riesige Abhängigkeit zum Smartphone gefühlt. Mal eben was nachschauen ging einfach nicht mehr. So musste ich mich entscheiden: Zu Hause bleiben und der Angst nachgeben, oder einfach alles ohne Handy unternehmen.


Es gab hier nur eine Lösung. Die Magie des Lebens ohne Telefon zu erfahren. Und ja, wie ich die Magie erfahren habe. Und zwar am allermeisten dadurch, das ich ganz präsent war, im Hier und Jetzt. Ich habe mich an der Sonne orientiert, wenn ich ungefähr wissen wollte, wie spät es ist. Ich habe darauf vertraut, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit zu treffen. Und ich bin mit Delfinen im Wasser geschwommen, zwar nicht direkt neben ihnen aber mehrere Meter entfernt. Alles, ohne zu planen, ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, weil ich tief in mir wusste: Ich darf vertrauen. Fotos von den Delfinen gibt es natürlich keine.


Ich bin schon viele Jahre eher planlos unterwegs, aber hier auf Hawaii schaltet sich ein neues Level frei. Es ist die Verkörperung von Vertrauen. Denn wir alle kennen die Theorie des Wortes „Vertrauen“, doch es braucht Erlebnisse, die dir helfen, Vertrauen zu erfahren und es in dir zu verankern. Und das ist etwas, was ich dieses Jahr rund um die Uhr erlebe. Das Universum drückt mich förmlich in ein tiefes Vertrauen, dass nur über Erlebnisse erfahren und verankert werden kann. Es ist wie mit allem ein Prozess.


Bevor ich mein Telefon für ein Unterwasser Video ungeahnt ertränkte, hatte ich ein sehr magisches Erlebnis. Ich fuhr zu einem Supermarkt um ein paar wenige Einkäufe zu tätigen. Ich ging durch die Reihen und dachte „Wow es ist einfach alles unfassbar wertvoll hier!“ Organic Müsli – 12 Dollar, Kamillentee – 7 Dollar, Hafermilch – 10 Dollar. Als ich die Gedanken des Mangels in mir aufsteigen sah, ging ich in das Gefühl des Vertrauens. Ich sagte mir: „Hey ich gebe das für mich aus, für mein Wohlbefinden, das ist es doch wert.“

Mit meinen 4 Artikeln bewegte ich mich ganz stolz zur Kasse, weil ich es mir wert war. Was dann geschah war unabsehbar aber genau DAS, was in meinem Leben seit Jahren mehr und mehr geschieht:


Ich legte meine Artikel aufs Kassenband. Vor mir stand ein Mann, der mir auf dem Band Platz machte und ich bedanket mich freundlich. Als er seine Artikel scannen lies, sagte er zum Kassierer, dass er auch meine Artikel bitte mit scannen möge.

Ich war total verwirrt, aber wusste tief in mir: Das ist genau die Magie, die geschieht, wenn ich ins Vertrauen gehe. Ich wusste, der fremde Mann wird meinen Einkauf bezahlen. Einfach so. Ich fragte ihn, warum er das macht und er sagte: „Ich bezahle jeden Tag für eine Person einen Einkauf, und heute bist du dran. Es ist DEIN Tag. Aloha.“


Er schenkte mir also meinen Einkauf im Wert von 50 Dollar. Er wollte dafür nichts von mir, verschwand sehr schnell und ich rannte ihm hinterher und bedankte mich für seine Großzügigkeit und sagte ihm, dass er für mich die absolute Inspiration sei. Mit einem riesen Lächeln im Gesicht und einem sehr offenen Herzen fuhr ich heim. Ich war sprachlos und doch sind es genau die Wunder, die immer geschehen, wenn ich alle Erwartungen gehen lasse und die eigenen Ängste und Mangelgedanken überwinde.

Es fühlt sich hier auf Hawaii so an, als ob mich das Universum jedes Mal beschenkt, wenn ich meine eigenen Limitierungen und Muster durchbreche.


Diese ganze Reise ist ein Geschenk, egal welche Herausforderungen sich präsentieren. Auf hawaiianisch heißt Geschenk „Lele“. Ich bekomme hier jeden Tag „Lele“, sei es denn durch die Natur oder Worte und Begegnungen. Ich hatte bisher so zauberhafte Zusammenkünfte mit Menschen, die mir liebevolle Botschaften zukommen ließen, ohne das ich etwas dafür tun musste. Es klingt „cheesy“ aber je mehr wir nichts tun, je authentischer wird sind, desto mehr werden wir zu einem Magnet für die Magie und Schönheit. Authentizität ist die höchste Schwingung, in der wir sein können. Was oft geschieht, wenn ich unterwegs bin, ist, dass ich nach dem Weg gefragt werde. Die Leute fragen mich nach Tips oder Gegebenheiten, die nur lokal ansässige Personen wissen können. Es ist so, als ob von allen Seiten Ermutigung und Unterstützung kommt, dass ich weiter gehe und niemals aufgebe.


Denn die letzten Jahre waren tough. Dieser Weg (und das sagte ich oft) ist kein einfacher. Aber es ist mein Weg und ich gehe ihn für uns alle. Ich muss mich jeden Tag Ängsten und Herausforderungen stellen, diese bleiben bei all den schönen Erfahrungen trotzdem nicht aus.  Sie sind Teil des Ganzen.


Jede Leichtigkeit trägt Schwere in sich und jede Schwere birgt schon das Potenzial der Leichtigkeit. Es ist nicht voneinander trennbar. Nichts kann getrennt betrachtet werden, denn es ist jeweils die andere Seite einer Medaille. Gewinn und Preis. Alles hat einen Gewinn und einen Preis. Es gibt ein Gegenteil von allem weil wir sonst keine der beiden Seiten erfahren könnten.


Als ich zum ersten Mal auf Hawaii war, hat mich die Insel richtig durch geschleudert. Tiefste Wunden zeigten sich, ich erlebte sehr viele Tiefen und sehr viel Verzweiflung. Und genau das brauchte ich damals um in meine Kraft zu kommen. Es war meine Feuertaufe, im wahrsten Sinne des Wortes, denn 2020 setzte ich aus Versehen einen Bungalow in Flammen.

Dieses Mal ist die Insel sehr liebevoll mit mir, sie gibt mir das, was ich brauche, um zu wachsen, aber sie „vergewaltigt“ mich nicht mehr. Denn ich schaue hin, was sie mir sagen will. Ich höre hin. Ich versuche stets aufmerksam zu sein. Denn hier kann sich das Blatt sehr schnell wenden. Was angenehm beginnt, kann sich sehr schnell in einen Albtraum verwandeln. Achtsamkeit ist geboten.


Alles in mir und um mich herum ist an Orten wie Hawaii für mich stärker spürbar, da ich viel näher mit der Natur lebe und es die Dichte der Stadt nicht gibt. Es gibt hier Weite und Einklang im Dasein mit der Natur, was mich dazu bringt, meine Wohnsituation in Berlin intensiv zu überdenken. Aber das mache ich schon seit vielen Jahren. Berlin hat ein Ablaufdatum.


Der Verzicht von Instagram und meinem Telefon war das, was geschehen musste, denn es hat mir gezeigt, wie sehr ich von mir entfernt war (und bestimmt auch noch bin zu einigen Teilen). Das war sehr überraschend für mich zu erkennen, denn ich habe doch jeden Tag Austausch mit der geistigen Welt. Aber auch das ist eine super Ablenkung von sich selbst. Denn du kannst dich selbst nicht erfahren, in dem du die ganze Zeit im Channeling hängst oder ständig auf WhatsApp oder Instagram „nur mal eben schnell was nachschaust“. Nein, der Effekt des ständigen Blickes auf das Telefon birgt das Verlieren des Momentes in dem du bist. Das Telefon ist unser effektivstes Fluchtinstrument, Ablenkung 100%.


Man stelle sich vor, wie es den ganzen Bloggern geht, die non-stop posten (müssen). Kein Wunder das bereits viele ausgebrannt sind. Ich sage nicht, dass wir auf das Smartphone verzichten sollen, nein, das möchte ich nicht, jedoch sollten wir ehrlich den Konsum und unsere Handhabung mit diesen Geräten betrachten. Ich dachte, ich mache doch gar nicht viel am Handy. Ich lernte auf unangenehme Art, wie sehr ich mich selbst belügen kann.


In der Natur fühle ich keine Notwendigkeit, aufs Telefon zu schauen. Ich mache kaum Fotos, denn die Frage ist immer: Für wen oder was sollte ich das tun? Warum mache ich das Foto, was ich gerade schiesse? Wirklich für mich oder um jemandem zu zeigen, was ich gerade tolles mache? Es ist eine feine Linie. Und diese gilt es in allem zu erfühlen.

Die Balance ist oft schwer zu halten geschweige denn zu finden.  Wir lernen durch unsere Erfahrungen, daher brauchen wir eben auch die Disbalance um für uns selbst herauszufinden, was für uns das Gleichgewicht darstellt.


Während der Gecko im Wohnzimmer hier seine lustigen Geräusche macht, bin ich einfach sehr dankbar für alles, was das Leben bereit hält. Vor allem für die Verbindungen mit Menschen, die mir helfen, weiter zu gehen, weiter zu machen, denn:


„Es sind immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“ Mein Lieblingszitat.


Aloha.

 

 

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